Audienz in Siegen

Oben ohne in der holzvertäfelten Eventarena

2020 eröffnete Johann König unser Kulturjahr und wäre alles planmäßig gegangen, hätte er es im Dezember des gleichen Jahres beendet. Leider ist die Welt seitdem etwas aus den Fugen geraten und der Termin wurde mehrfach verschoben. Am vergangenen Donnerstag war es allerdings soweit, der König konnte seine Audienz in Siegen nachholen. Es war interessant zu sehen, daß zirka die Hälfte des Publikums mit und die andere ohne Maske anwesend war. Es fühlt sich immer noch komisch an, sich oben ohne in einem Raum mit 500 Mitmenschen zu bewegen.
Zur Einleitung begrüßte Johann das Publikum und erwähnte, es wäre wieder schön in unmaskierte Gesichter zu blicken. Die Kartenverkäufe wären generell in den letzten zwei Jahren aufgrund der vielen Verschiebungen und Absagen rapide zurückgegangen. Er bedankte sich, daß die Anwesenden nicht zu der Gruppe gehörten, die ihre Karten zurückgaben. Das war wahrscheinlich die einzige ernstgemeinte Passage an dem Abend.

Danach erzählte er wieder Geschichten aus seinem Leben. Wie seine Eltern für die Sicherheit und Gesundheit ihrer Kinder sorgten,
wie er liebevoll seine Kinder anbrüllt und vor dem Lockdown immer gedacht hat, häusliche Gewalt wäre nichts für ihn. Die Familiengeschichten nahmen einen großen Teil ein, schließlich gibt es viel zu berichten, nicht zuletzt von dem hechelnden Zuwachs. Neben der Katze zog ein Hund ein, woraufhin sich die Familienaufstellung spontan änderte. Aber auch Szenen aus dem Alltag präsentierte er sehr amüsant, so daß man manches, was man für normal hält, in anderem Licht sieht.
Selbstredend gehört zu einem Programm von Johann König nicht nur Wortakrobatik, auch stellte er an mehreren Stellen seine körperliche Fähigkeiten ins Scheinwerferlicht und brachte mit seinen eleganten und fließenden Bewegungen ebenfalls die Halle zum Beben.
Der Johann ist halt ein Gesamtkunstwerk, das sich von seinem Gedichtsbuch befreit hat und nur noch wenig daraus vorliest. Was vielleicht mit seinen Notizen zu tun hat, die er sich macht, um sich ständig zu verbessern und dadurch dem Humor des Publikums besser Rechnung zu tragen. Nach seinen Recherchen am Donnerstag meinte er, er hätte das Programm ganz anders aufgezogen, wenn er gewußt hätte, was in Siegen so ankommt.
Auf jeden Fall kam Johann König wieder phänomenal an. Der Gläsersaal jubelte und trubelte, von Heiserkeit keine Spur.

Normalerweise erzählt Johann am Ende immer eine Geschichte, in der viele Szenen des Abends nochmal aufgegriffen werden und damit das Programm abrunden. Am Donnerstag war das nicht der Fall und auch mein geschätzter Scherz mit den absichtlich falsch genannten Vornamen wurde nicht mehr erwähnt. Ich hoffe, bei der Aufzeichnung des Programmes in Duisburg wird das wieder integriert.
Trotz dieser kleinen Kritik war es ein toller Abend. Das Warten hat sich gelohnt, denn Johann gelingt es auf seine unnachahmliche Art, die Zuschauer zum Lachen zu bringen, wie das ausgelassene Siegener Publikum lauthals bekundete. Seinen nächsten Besuch in der Krönchenstadt hat er am Ende angekündigt. Dann werden wir selbstverständlich wieder im Auditorium sitzen und berichten. Denn wer könnte sich der Einladung eines Königs widersetzen?

Hula-Hoop

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