Noch ein Bier

Through the gates of hell as we make our way to Giessen
through the hessish lines…

Seit langer Zeit stand nochmal ein waschechtes Metal-Konzert in unserem kulturellen Kalender, und somit ein starkes Kontrastprogramm zu letztem Mittwoch. Die Band: Sabaton, eine schwedische Formation, die sich seit Jahren den Allerwertesten abspielt, regelmäßig gute Alben veröffentlicht und es verdient hat, in immer größeren Hallen zu spielen.

Unsere erste Begegnung mit dieser Gruppe hatten wir 2006, als sie Vorgruppe von Edguy während derer „Rocket Ride“ Tour waren. Mit „Wolfpack“ und „Primo Victoria“ hatten sie mich relativ schnell erobert, so daß ich nicht lange nach dem Konzert das Album „Primo Victoria“ erwarb und auch im Bekanntenkreis einige Leute mit dieser Band „infizierte“. Man kann also sagen, dass ich Sabatons Karriere von Anfang an verfolgt habe und diese Band wirklich sehr mag. Soweit der allgemeine Teil.

Da das Konzert in Giessen stattfand, lag es nahe, unseren hessischen Freunden Hexe und Teufel einen Besuch abzustatten. Wir stärkten uns mit leckerem Kirschkuchen und machten uns zeitig auf den Weg zur Hessenhalle. Es waren noch 1 ½ Stunden bis zum Einlaß und die Meute schwarzgekleideter, langhaariger Bombenleger war noch recht überschaubar. Zu einem Metal-Konzert gehört, wie ich finde, auch das Warten auf den Einlaß unter den immer gleichen Umständen: Leute, die schon mal vorglühen mit billigem Aldi-Bier, die Pfandflaschensammler, die die Meute wie Aasgeier umkreisen und die obligatorischen Grüppchen Dummschwätzer. Herrlich! Irgendwie verging die Zeit kaum, doch es war interessant zu sehen, wie die Schlange hinter uns langsam wuchs und sich die gegenüberliegende Böschung in ein öffentliches Urinal verwandelte. Wie heißt es: Bier hat man nur eine gewisse Zeit gemietet, dann will es wieder raus.

Der Einlaß begann dann pünktlich und da wir so früh gewesen waren, ergatterten wir noch Plätze in der ersten Reihe rechts von der Bühne. Freie Sicht für kleine Karinsches! Schon bei den Vorbands merkte man: Die Hütte war rappelvoll!

Der Abend begann mit Wisdom, einer ungarischen Band, die klassischen Heavy Metal spielt. Von der Richtung und Gesang her erinnerten sie mich etwas an Hammerfall und Edguy.  Sie wurden von der Menge herzlich empfangen, für eine Vorgruppe ernteten sie schon ordentlich Applaus und animierten die Fans erfolgreich zum Mitklatschen. Der Sound war leider nicht immer der beste. Trotzdem: Eine Gruppe, die bestimmt noch von sich hören lässt.

Nach einer schnellen Umbaupause war es dann Zeit für Eluveitie, eine Pagan-Metalband aus der Schweiz. Eluveitie spielen die Art von Metal, die mich/uns eher weniger anspricht. Die Folk- Elemente von Drehleier, Flöte und Violine sind durchaus interessant, eingebettet sind sie allerdings in Death/Black Metal und gutturalen Gesang, oder auch Growls: die Art von Gesang, bei der man nichts versteht und bei der ich mich auch immer frage, wie man das einen ganzen Abend lang durchhält, ohne sich die Stimmbänder zu entzünden. :- ) Viele mögen das, auch hinter uns waren Leute, die hauptsächlich wegen Eluveitie da waren – mir ist das jedoch nichts. Der Sänger Christian „Chrigel“ Glanzmann hat jedoch unbestritten eine große Bühnenpräsenz. Nach 45 Minuten war dann Feierabend und es folgte eine längere Umbaupause für den Hauptact.

Sabaton sind live einfach eine Bank. Sobald das obligatorische Intro („The final Countdown“ von Europe) verklungen ist, wird die Bühne mit „Ghost Devision“ gestürmt und alle (bis auf den Drummer :- )) sind ab sofort ständig in Bewegung. Die Stimmung in der proppevollen Halle ist von Anfang an famos und nach jedem Lied fordern tausende Kehlen „Noch ein Bier“. Ein Insider bei Sabaton, aber man frage mich nicht, woher er kommt. Sänger Joakim Brodén holt dann einen Becher Bier und lässt einen Fan selbigen leeren, wobei die Zeit gestoppt wird. Hierbei ist es nicht schwer, Freiwillige zu finden. ;- )

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Mit 2,8 Sekunden für einen Becher legt Joakim die Messlatte sehr hoch und an diesem Abend schafft es auch niemand, ihn zu schlagen. Die Interaktion mit dem Publikum ist auch etwas, was Sabaton-Konzerte ausmacht. Es wird jedes Mal eine Party mit den Fans gemeinsam gefeiert und die Band strahlt über alle vier Backen angesichts der enthusiastischen Reaktionen des Giessener Publikums. Es soll bisher sogar das beste Publikum der Tour gewesen sein. Wer weiß, bei welchen Konzerten Joakim das noch gesagt hat, aber man muß es ihm einfach abkaufen.

Natürlich steht bei der Setlist das neue Album „Carolus Rex“ im Vordergrund, von dem gleich 5 Songs präsentiert werden, eines davon sogar auf schwedisch. Zwischendurch wird auch die Meinung des Publikums eingeholt, welches Lied als nächstes gespielt werden soll. „Uprising“ und „White Death“ machen hierbei das Rennen. Von meinem Lieblingsalbum „Primo Victoria“ hatte es nur der Titeltrack in die Setlist geschafft.Kein „Panzer Battalion“ und kein „Wolfpack“ – schade! Allerdings muß man auch bedenken, dass Sabaton mittlerweile auf 7 Alben zurückgreifen können. „Primo Victoria“ wird wie erwartet von der ganzen Menge abgefeiert und auch die Roadies hüpfen am Bühnenrand das ganze Stück über mit.

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Erwähnt wird auch der Besatzungswechsel, den Sabaton kurz vor der Veröffentlichung des Albums durchgeführt haben. Mal eben 4 der 6 Originalmitglieder hatten die Band zur gleichen Zeit verlassen und Sänger Joakim und  Bassist Pär Sundström zurückgelassen– zwar nicht im Streit, aber trotzdem ein großer Einschnitt. Die neuen Mitglieder Chris Rörland (Gitarre), Thobbe Englund (Gitarre) und Robban Bäck (Schlageug) fügen sich jedoch hervorragend in die Band und versprühen die gleiche Spielfreude und Fannähe wie die anderen.

Zwei  schweißtreibende Stunden (Joakim konnte sein Schweißband, das er am Handgelenk trug, auswringen) später ist dann nach den 3 Zugaben „The Art of War“, „Primo Victoria“ und „Metal Crüe“ Schicht und die Band lässt es sich nicht nehmen, Shake-hands mit den ersten Reihen zu machen. Waren die naß! Nach einem kurzen Gastspiel am Merchandise-Stand trafen wir dann Freunde aus Siegen und verquatschten uns so lange, bis die Security uns aus der Halle komplimentierte.

Es war toll, Sabaton nach 4 Jahren mal wieder live zu erleben und es wird mit Sicherheit nicht das letzte Konzert von ihnen sein, das wir besuchen.

Vielleicht kriegen wir ja auch mal unseren Freund Sverry mit in die Halle, damit er seine Landsleute erleben und auf schwedisch mitsingen kann. :- )

Carolus Pix

 

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5 Antworten zu Noch ein Bier

  1. silver sagt:

    Ich war einer derjenigen, die ein Bier bekommen haben :_D

    • Karinsche sagt:

      Hallo Silver,
      schön, daß du zu uns gefunden hast.
      Gratulation, wie war denn deine Zeit? :- )
      Viele Grüße
      Karinsche

      • silver sagt:

        Sorry, die Antwort kommt etwas spät.
        Ich hab 7,X – glaub es waren 7,6 gebraucht.. war der Zweitbeste bzw Zweitschlechteste, Joakim nicht mitgezählt :_D
        Das Konzert war einfach Klasse. Werde ich nie vergessen..

  2. Meik sagt:

    Hallo Ihr Zwei!
    Der Konzertbericht ist wirklich sehr detailliert und zutreffend verfasst. Kein Metal- Hammer Kolumnist könnte das professioneller machen. Witzig ist, dass ich mir ebenfalls Wolfpack und Panzer Batallion wünschte. Na ja, man kann nicht alles haben. Das Konzert war wirklich eine überschwengliche Stimmungszeremonie. Auch Eluveitie empfand ich als Albenbesitzer live um so beeindruckender. Und… ach ja…Wisdom! Die haben potential und haben auf ihrer ersten Tour (das konnte ich beim WC- Gang von zwischen zwei Bandmitgliedern erfahren) lieferten sie melodischen Metal ab, der schon weiter entwickelt ist, als es für Bands in diesem Anfangsstadium eigentlich gewöhnlich ist. Wir fanden es übrigens auch nett Freunde aus Siegen zu treffen ;- )

    • Karinsche sagt:

      Lieber Meik,
      herzlichen Dank für deinen Kommentar und deine lobenden Worte! Irgendwie ist dieser Bericht auch wieder länger geworden als geplant. : )
      Habe auch mal bei youtube in diverse Wisdom-Videos reingeschaut und finde sie wirklich gut! Daß Eluveitie Euer Geschmack ist, habe ich mir fast gedacht. :- )
      Bis bald!
      Lieben Gruß
      Karinsche

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