SchottenRock

Genesis Vs. Stiltskin

Zum siebten Mal durften wir an einem winterlichen Märzabend Ray Wilson live erleben. Das zweite Mal in Holly’s Heimatort und ehemaliger Schulsportstätte – wer hätte das gedacht? Ray wer? Der sympathische Schotte mit der sanften Stimme löste Anfang der Neunziger Jahre Phil Collins ab und sang auf dem letzten regulären Studioalbum von Genesis: „Calling all stations“. 1994 machten Stiltskin mit Ray am Gesang und dem rockigen „Inside“ auf sich aufmerksam (vor allem in der Werbung für Jeans). Seitdem arbeitet sich Ray mit diversen musikalischen Projekten durch alle Sparten der Musik und tourt regelmäßig fleißig durch ganz Deutschland. Unser erstes Konzert von ihm ist im Herbst schon 10 Jahre her – time flies!

Zurück zur Gegenwart. Eine Stunde vor Einlaß an der Georg-Heimann-Halle angekommen, waren noch nicht viele Leute vor Ort. Angenehmerweise war das Foyer bereits geöffnet und man konnte immerhin im Warmen warten und war vor dem eisigen Frühlingswind geschützt. Immer mehr Menschen fanden schließlich den Weg zur Halle, darunter auch erfreulich viele bekannte Gesichter und es wurde schnell klar: Die Halle würde gut gefüllt werden – mit altersmäßig gemischtem Publikum.

Pünktlich betrat die Band, die Ray schon sehr lange begleitet, die Bühne: Bruder Steve Wilson (Gitarre), Ali Ferguson (Gitarre), Lawrie Macmillan (Bass), Ashley MacMillan (Drums), sowie die Violinistinnen Barbara Szelągiewicz und Alicia Chrzaszcz und Pianist Darek Tarczewski. Ray Wilson ließ sich auch nicht lange bitten und alle eröffneten mit „American Beauty“ den Konzertabend. Nach der ersten Genesis-Nummer „That’s all“ richtete Ray dann das erste Mal das Wort an das Publikum, machte einen obligatorischen Kommentar über das schöne Frühlingswetter und betonte sogar den Namen der Gastgeberstadt korrekt (dies trifft noch nicht mal auf einige Landsmänner zu, also Respekt!). Weiter im Programm ging es mit einem Stück des neuen Albums, von dem es an diesem Abend mehrere Appetithappen gab, und welches im April veröffentlicht wird, wie Ray nicht müde wurde, zu betonen.

Im Programm hielten sich eigene Songs, wie „Bless me“ die Waage mit Genesis- und Stiltskin–Stücken. Allerdings wurden auch seine Genesis-Vorgänger Peter Gabriel und Phil Collins gewürdigt („Another Day in Paradise“, „Solsbury Hill“).
Es hatte uns ja sehr gefreut, dass das Konzert unbestuhlt und rockiger sein sollte, allerdings störte die Pause mittendrin schon ein wenig den Fluss. Letztes Lied vor der Pause war „Mama“, von Genesis-Fans immer sehr gefeiert, ich persönlich könnte auch darauf verzichten. Am heutigen Abend war die Darbietung aber schon sehr genial. Das diabolische, gesungene Lachen „HaHA-HA“ wurde nicht nur sehr intensiv und ausdruckstark von Ray hervorgestoßen, es wurde durch einen Lichtwechsel sehr gut in Szene gesetzt. Fast schon beängstigend.

Der zweite Teil startete heavy: „Inside“ stand auf dem Programm und Holly zeigte dem Kind in der ersten Reihe, wofür lange Haare da sind. Was so rockig begann, ließ dann jedoch rapide nach und ruhigere Stücke (wie z.B. „Carpet Crawlers“ oder „Shipwrecked“) dominierten den zweiten Teil. Auch konnten die beiden Geigerinnen zeigen, dass sie nicht nur optische Reize zu bieten haben, sondern auch tolle Musikerinnen sind. Bei „Horizons“, „Ripples“ und „Entangled“ konnten Barbara und Alicia ihr ganzes Können sehr eindrucksvoll zeigen. Auch Darek wusste die Netphener mit einem Klassikmedley auf dem Klavier zu begeistern. Bei „Solsbury Hill“ fand die Stimmung auf und vor der Bühne ihren Höhepunkt. Man sah sogar Gitarristen Ali Ferguson lachen. Ein sehr seltenes Bild an diesem Abend, er wirkt immer sehr konzentriert bei seinem Spiel, fast schon abweisend.
Die Zugaben standen ganz im Zeichen des Genesis Albums „Calling all Stations“. Zunächst mit dem Titelsong, der wohl zu den besten Songs gehört, die je geschrieben wurden. Er versetzt einen immer in eine ganz besondere Stimmung und es ist eines der Lieder, das man einfach niemals leid wird (rein subjektiv natürlich). Als Abschluß gab es dann „Congo“ und Ray trat den aktiven Beweis an, dass die einsame Bongo-Trommel auf der Bühne nicht bloß zur Deko dort stand. Unter großem Applaus wurde das Ensemble anschließend verabschiedet.


Ray Wilson hat einfach eine der schönsten und vielseitigsten Stimmen im Rock- Bereich. Sie ist sanft für Balladen, kann bei den rockigen Stücken jedoch auch ordentlich röhren. Leider bewegt sich Ray immer weiter vom harten Rock hinweg und steuert auf klassische Arrangements zu : „Genesis Classic“ oder rein akustische Konzerte. Klingt mit seiner Stimme natürlich auch gut, aber bei „Inside“ gehört einfach eine E-Gitarre dazu (zu der er am ganzen Abend nicht gegriffen hat – wenn er selbst spielte, dann die akustische). Auch der für den Herbst angekündigte Gig in Kaan Marienborn(!!!!) wird ein akustischer Abend werden. Nichtsdestotrotz werden wir Ray die Treue halten, denn auch er ist einer der sympathischen Musiker, die wir gerne unterstützten – vor allem wenn sie so oft hier in die Nähe kommen.
Bless you Ray!

Pics from a small town

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2 Antworten zu SchottenRock

  1. Matthias sagt:

    Hallo,
    sehr schöner, persönlicher Bericht. Gefällt mir echt gut. Werde öfter mal wieder vorbeischauen.
    Grüße
    Grim

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