Schnelldurchlauf Teil 2
Weiter geht die Reise durch unseren bunten Terminkalender. Im November des letzten Jahren erwarteten uns zwei Konzerte in einer unserer Lieblingshallen: der Frankfurter Jahrhunderthalle. Den Anfang machte ein deutscher Künstler.
Till Lindemann
Nachdem ich beim Verkaufsstart Tickets im Warenkorb hatte, aber beim Bezahlprozess rausgeflogen bin und die Show danach ausverkauft war, hatte ich das Konzert schon abgehakt. Auch wenn ich bewundere, was er mit seinen fünf Mitmusikern seiner Hauptband erreicht hat, viele seiner Texte und die Live-DVD mag, würde ich mich nicht als Fan bezeichnen. Till Lindemann ist halt ein Künstler, der anders ist und eine Show auf die Bühne bringt. Durch glückliche Fügung sind wir ein paar Wochen später doch noch an genau die Karten gekommen, die wir haben wollten, so daß wir unsere Neugier befriedigen konnten.Als erstes erwartete uns eine riesige Schlange vor den Türen der Jahrhunderthalle. Nein, keine Angst, keine Gift- oder Würgeschlange. Eine Schlange aus Menschen, die auf den Einlass wartete, der, trotz der Menschenmasse, relativ zügig vonstatten ging.
Till Lindemann wird nach der Trennung von Peter Tätgren von zwei Musikern und drei Musikerinnen unterstützt. Alle sechs erschienen auf der obersten Ebene der Bühne, direkt vor der Leinwand und stiegen mit dem Titellied des aktuellen Albums “Zunge” ein. Till am Anfang noch mit Mütze und Fell an Schultern, alles in rot. Rot war die Farbe des Abends, die gesamte Band war in rote Bühnenkostümen gehüllt und vermittelte so ihre Zusammengehörigkeit. Die Keyboarderin muß in jungen Jahren in einen Topf mit Duracell-Saft gefallen sein. Die stand nicht still, flitzte zwischen ihren Keyboards hin und her oder über die Bühne. Wenn sie nicht gebraucht wurde, tanzte sie an der Pooldancestange zwischen ihren Instrumenten. Respekt.
Während der Lieder liefen meistens Einspieler auf der Leinwand, wobei bei einigen Clips die Gynäkolgen im Publikum an ihren Arbeitsalltag erinnert wurden. Ob man das braucht, sei dahingestellt, aber es gehört zu Lindemanns Kunst. Außerdem haben wir alle im Biologie-Unterricht gelernt wie Menschen aussehen, deswegen wundere ich mich immer, warum sich dabei jemand provoziert fühlt. Wir fühlten uns an dem Abend von Till und seiner Crew wirklich gut unterhalten. Eine sehr kurzweilige Rockshow.
Dave Stewart
Punkt 20.00 Uhr ging es dann los. Die Damen, die Dave Stewart um sich versammelt hatte um vierzig Jahre Eurythmics zu feiern, betraten die Bühne und begannen den Abend mit einem Medley. Dave Stewart gesellte sich dann dazu und griff im Laufe der Show nur ab und an zum Mikro, um ein paar kurze Ansagen zu machen. Die britische Sängerin Rahh, die australische Popsängerin Vanessa Amorosi und Dave’s Tochter Kayla teilten sich den Gesang untereinander auf. Der Synthie-Sound war dem Livesound der Band gewichen und die Songs klangen zeitgemäßer, ohne was von ihrem Reiz einzubüßen. Eher im Gegenteil.
Während der Tour schlich sich Dave’s Solo-Hit “Lily was here” in die Setlist ein. Man konnte erkennen, wieviel Spaß er und Yasmin Ogilvie hatten, das Lied zu spielen. Generell schienen alle beteiligten Musikerinnen das Konzert zu genießen und jede spielte mal mit jeder Mitmusikerin. Dave Stewart hat eine harmonische Band zusammengestellt, die es im Zusammenspiel schafft, die Hits der Eurythmics lebendig und mitreissend auf die Bühnen zu bringen.
Das übertrug sich aufs Puplikum. Die Stimmung in der Jahrhunderthalle war ausgelassen. Während des Konzertes versammelten sich einige an beiden Rändern der Sitzplätze, um mitzutanzen. Bei den letzten Liedern des Abends hielt es keinen mehr auf seinem Sitz. Spätestens bei “Sweet Dreams” stand die ganze Halle, sang und tanzte mit. Im Konfettiregen, der auf den Zuschauerraum runterrieselte, verbeugte sich die Band auf der Frankfurter Bühne und beendete damit den Konzertabschluß des Jahres für uns.