Das Geheimnis der Krefelder Götter
Es waren einmal vier Männer, die wappneten sich, um sich auf eine Quest zu begeben, die Welt mit ihrer Musik zu erobern. Mit ihrem vierten Album “Somewhere far beyond” fanden sie zu ihrem eigenen Stil und kreeirten eines der besten Alben. Nicht nur in ihrer Discographie, sondern im ganzen Metalland. 30 Jahre später haben sich die vier Freunde, in leicht geänderter Besetzung, mit zwei weiteren Freunden zusammengetan, um das Jubiläum dieses Werks live zu würdigen. Wir durften den Feierlichkeiten im Kölner E-Werk beiwohnen. Was, zugegeben, nicht soo weit weg war.Und da die Veröffentlichung des letzten Albums aus der Krefelder Musikschmiede sieben Jahre zurückliegt, liegt auch die letzte richtige Konzertreise lange zurück, denn Blind Guardian gehen nur auf Tour, wenn sie was Neues zu sagen, bzw. zu singen, haben. Von einigen Konzerten zum “Imaginations from the Other Side”-Album mal abgesehen. Die lange Wartezeit merkte man dem Publikum an. Nach dem Vorfilm zur Entstehung des Albums des Abends, wurde der mittlere Teil der Leindwand, der die Bühne verdeckte, in die Höhe gezogen. Dahinter saß Frederic an seinem Schlagzeug. Auf den verbleibenden Leinwänden an den Seiten, wurden Andre Olbrich und Marcus Siepen eingeblendet, wie sie das Intro auf akustischen Gitarren spielen, nur um dann mit ihren E-Gitarren auf die Bühne zu stürmen, als auch diese Leinwände verschwanden. Hansi betrat die Bühne und stellte die Frage “Time what is Time”. Das ausverkaufte E-Werk fraß der sympathischen Band vom ersten Ton an aus der Hand und sangt und klatschte, als gäbe es kein Morgen mehr.
Unterstützt von einer tollen Lightshow spielten sich Blind Guardian durch das Jubiläumsalbum, nur unterbrochen von Hansis Ansprachen zwischen den Liedern. Eigentlich tüfteln sich Blind Guardian jahrelang durch ihre Albenproduktionen und machen auch live einen gut vorbereiteten Eindruck. Das Lied “The Bard’s Song : In the Forest” mußte das Publikum aber fast alleine singen. Scheinbar hatte Hansi den Text vergessen. ;-) Er meinte, ans Publikum gewandt, er sei froh mit Profis arbeiten zu können. Viel zu schnell kündigten die Dudelsäcken dann das gleichnamige Titellied des Albums und damit das Ende der ersten Hälfte ein. Danach startete die Ballade “Lord of the Rings” den zweiten Teil des Konzerts. Man hätte sich wünschen können, daß die Zeit nicht nur am Iron Hill sondern auch in Köln stillstünde, denn die Songauswahl ließ in der zweiten Hälfte keine Wünsche offfen. Das Publikum bewies bei jedem Lied seine Textsicherheit und unterstützte die Band nach Leibeskräften, was den Musikern ein zufriedenes Lächeln in die Gesichter zauberte. Mit “Violent Shadows” schaffte es ein Stück des erst kürzlich veröffentlichten Albums in die Setlist, welches sich schon fast wie ein Klassiker einfügte. Das Lied “And the Story ends” konnte nicht halten, was der Titel versprach. Nachdem die letzten Töne verklungen waren und die Musiker die Bühne verlassen hatten, legten die Kölner erst richtig los und forderten mehr. Soviel Liedgut wollte noch gesungen werden. Natürlich ließ sich Blind Guardian nicht lange bitten. Sie kamen zurück und starteten mit “Sacred Worlds” in den Zugabenblock. Dankbar für die weitere Musikdarbietung jubelten und feierten die Zuschauer die Band weiterhin ab, forderten aber einen Klassiker ein. Als Dank für die grandiose Stimmung ging die Band auf den Kundenwunsch ein. So schaffte es “Majesty” als vorletztes Lied, obwohl Hansi nicht wußte, was die Leute an dem Stück vom Debutalbum so toll finden, in die Hallen des E-Werks. Kein Blind Guardian Konzert ohne “Valhalla”. Das Konzert im E-Werk stellte keine Ausnahme dar. Lauthals singend zogen die Barden, gemeinsam mit den Fans, in die Halle der gefallenen Krieger ein und ließen den sympathischen Sänger danach nicht zu Wort kommen, denn sie hörten nicht auf, den Refrain zu singen. Als Hansi wieder sprechen durfte, setzte er dem Publikum den Spiegel vor und noch einen drauf. Bei “Mirror Mirror” wurden sämtlich Restenergien freigesetzt. Danach verbeugte sich die Band artig, vor einem nicht abklingen wollenden Jubelchor.Das Geheimnis der Krefelder wurde an dem Abend nicht gelüftet. Vielleicht liegt es einfach an der Mischung aus sympathischen Musikern, einer tollen Lichtshow, einem kristallklaren Sound und Liedern für die Ewigkeit. Wir waren froh, diesem denkwürdigen Konzert beigewohnt zu haben, denn es gehört definitv zu den Highlights in unserer Konzertvita. Wenn Blind Guardian die Gott-Maschine anwerfen, sind wir, und wahrscheinlich alle, die diese grandiosen Darbietung miterleben durften, wieder mit dabei.