Massenkompatibel

Künstler der Herzen

Drei Tage nach dem ausverkauften Konzert in der LanxessArena hatte es uns erneut in die Rheinmetropole verschlagen. Auch dieses Konzert war ausverkauft, allerdings bietet das gemütliche Gloria nur geringfügig weniger Menschen Platz. Aber die Band ist nicht minder besonders wie die vier maskierten Amerikaner, denn der einzigartige Rainald Grebe hat seine Kapelle der Versöhnung wieder versammelt, um mit ihr das neue Programm “Die Band” zu spielen und mit den  Auftritten für das Großereignis in der Berliner Waldbühne Ende Juli zu üben. Nach dem überraschenden Tod des Schlagzeugers stand lange Zeit im Raum, die Kapelle aufzulösen, doch die drei anderen Musiker haben sich mit Markus Linkner, der sonst für Stars wie Alligatoah trommelt, Verstärkung geholt. “Der Onkel” hatte sichtlich Spaß an seiner Aufgabe hinter dem Schlagzeug und den Moderationen des Bandleaders. Trotz ein paar kleiner, technischer Probleme, wurde viel gelacht.

Eigentlich wollte ich den Bericht schreiben, ohne Rainalds Krankheit zu erwähnen, weil sie in jedem Bericht vorkommt. Auf der anderen Seite thematisiert er seine elf Schlaganfälle, und das wären nur die, die er gemerkt hat, im Programm. Um direkt auf den Rollator hinzuweisen, den ihm die Künstler-Krankenkasse bezahlt. Geschickt versteht er es, seinem Schicksal etwas die Dramatik zu nehmen, in dem er sie im Anschluß humoristisch einarbeitet und u.a. ein Lied über eine Seniorenresidenz für Künstler spielt. Weil die Krankheit zu Rainald gehört und er sie selber mehrfach erwähnte, schaffe ich es nicht, sie auszuklammern.

Die erste Hälfte besteht zum überwiegenden Teil aus neuen Stücken. Die Texte sitzen noch nicht, Rainald muß sie vom Blatt ablesen und wirkt nicht so frei wie gewohnt. Unweigerlich stellt man sich als Zuschauer die Frage, ob es an seiner Krankheit oder einfach daran liegt, daß er die Worte noch nicht so verinnerlicht hat. Vielleicht sind sie auch noch “Work in Progress” und er feilt während der Konzerte daran. Den Spaß an dem Abend nimmt einem das nicht. Dafür ist er zu sehr Zirkuspferd, der die Stimmung nicht absacken läßt. Zwischen den Liedern kommt er immer wieder hinter seinem Keyboard hervor, um mit seinem pfiffigen Lächeln am Bühnenrand amüsante Anekdoten zu erzählen. Sehr zu meiner Freude gehört die „Matthias Reim“-Geschichte dazu. Sein Techniker Franz wird selten angesprochen. Bei Rainalds Solo-Konzerten ist er fester Bestandteil der Inszenierung, am Abend im Gloria liegt das Hauptaugenmerk definitiv auf der Band und den Liedern.

Nach einer kurzen Pause betritt die Kapelle der Veröshnung die Bühne und startet in die zweite Hälfte des Abends. Hauptsächlich besteht der zweite Teil des Programms aus älteren Stücken. Dabei wirkt Rainald wesentlich freier und hat mehr Zeit, seine gewohnten Grimassen zu schneiden. Er sagt selber, sein Hirn sehe aus, wie ein Nudelsieb, aber die alten Stücken wären im Rückenmark gespeichert. Man merkt ihm den Spaß hinterm Keyboard an. Hits wie “Prenzlauer Berg” oder „Der Präsident“ werden im Gloria freudig aufgenommen. Bei den Erinnerungen an die “90er Jahre” oder das “20. Jahrhundert” werden sich einige Anwesende wiedergefunden haben. Rainald singt und schreit dabei wie gewohnt, immer dem Rat seiner Ärzte folgend, gefäßfreundliche Kunst zu machen. Und das hoffentlich noch lange, denn Rainald Grebe ist für die Kunst geboren, wie der Vogel zum Fliegen. Ein einzigartiger und ganz besonderer Künstler aus unserem Lande. Seine Lieder und Geschichten in Worte zu fassen und Außenstehenden verständlich zu machen, ist schwierig, wird mir gerade beim psychedelischen Refrain des neuen Liedes “Stadtanzeiger”(?) klar. Auch wenn er etwas anderes singt, „Massenkompatibel“ ist er nicht. Entweder man liegt mit dem frechen Frechener auf einer Wellenlänger oder nicht.

Am Ende verbeugen sich die vier Musiker artig und erhalten die verdienten Standing Ovations. Zweimal kommt die Kapelle der Versöhnung zurück, um jeweils zwei Zugaben zu geben, darunter die melancholischen Stücke “Burnout”, “Der Tod” und “Es ist gut”. Nach drei Stunden ist es dann wirklich gut und das grandiose Konzert findet ein umjubeltes Ende. Der Auftritt läßt freudige Gesichter vor und auf der Bühne zurück, denn alle Anwesenden sind sich einig, daß solche Auftritte ein Geschenk für beide Seiten sind. Sein nächstes Programm ist für 2024 vorgesehen. Denn auch für Rainald selber gilt sein Motto, dem er ein Lied gewidmet hat: “Der Bass muß laufen”.

Bilderbergwerk

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Nachspielzeit

Die letzte Zugabe

Im vergangenen Jahr haben wir an dieser Stelle von unserem letzten KISS-Konzert berichtet, hatten aber bereits angekündigt, daß die amerikanische Rock-Institution nachgelegt hat. Zum fünfzigsten Bühnenjubiläum wurden fünfzig Konzerte nachgeschoben, wenn nicht sogar inzwischen mehr. Am 02.12.2023 wollen KISS in New York, ihre Masken und Kostüme an den Nagel hängen. Bis dahin zeigen sie, wie alive man mit Ü70 sein kann. Der letzte Auftritt auf deutschem Boden fand am 02.07.2023 in der LanxessArena in Köln statt. Natürlich nicht ohne uns. Wobei, wenn man ehrlich ist, die Band uns nicht vermisst hätte, denn die Halle war ausverkauft. Nur hätten wir uns um ein famoses Konzerterlebnis gebracht.

Im Theater fällt der Vorhang immer am Ende der Vorstellung, das ist von jeher bei KISS anders, denn da fällt der Vorhang mit dem riesigen Bandlogo nach dem tradionellen Intro unter Explosionen zu Boden, während die vier Musiker von oben einschweben. So natürlich auch in Köln geschehen, als sie mit “Detroit Rock City” den bunten Rock ‘n’ Roll Reigen starteten. Mit den beiden Klassikern “Shout it out loud” und “Deuce” ging es weiter. Wenn man die vier Musiker auf der Bühne gesehen hat, fragte man sich, warum die aufhören. Bei soviel positiver Energie, die sie freisetzen, und soviel Spaß, den sie nach all der Zeit immer noch zu haben scheinen. Immerhin zählen Paul Stanley und Gene Simmons über siebzig Lenze und bei Eric Singer und Tommy Thayer sind es über sechzig. Was man keinem der vier Musiker angemerkt hat. Wahrscheinlich fordert die individuelle Arbeitskleidung irgendwann ihren Tribut.

An der Show wurde seit letztem Jahr nicht viel geändert. “Psycho Circus” und “100,000 Years” wurden nur zum Teil gespielt, Paul und Tommy duellierten sich mit ihren Gitarren und “Makin’ Love” hatte es in die Setlist geschafft. Auf dem großen LED-Schirm auf der Bühne und den beiden Leinwänden zu beiden Seiten wurden dieses Mal weniger Videos und dafür mehr das Geschehen auf der Bühne gezeigt, was sicherlich zu der sensationellen Stimmung beitrug. Sonst blieben sich KISS treu und es gab alle beliebten Gimmicks, das synchrone Gitarrenspiel bei “Deuce”, Gene der erst Feuer und dann Blut spuckte, um danach von einer Plattform über die Bühne gezogen zu werden. Aus luftigen Höhen sang er seinen Theme-Song “God of Thunder”.

Man merkte die gute Stimmung untereinander und wie gut das Line-up nach zwanzig Jahren eingespielt ist. Gene spielte mit Tommy, Tommy mit Paul und Paul ging zu Gene und stupste ihn an. Der Zeremonienmeister Paul Stanley wirbelte nicht nur selber über die Bühne, sondern auch sein Mikro durch die Luft. Machte die Ansagen, feuerte das Publikum an und bewies, daß er einer der besten Frontmänner ist. Stillstand oder halbherzige Konzerte gibt es auch auf der Zielgerade nicht bei KISS. Sie bieten bis zum Schluß pures Rock-Entertainment.

Natürlich ließ es sich Paul Stanley nicht nehmen, die Zuschauer am anderen Ende der LanxessArena zu begrüßen. Wie gewohnt flog er gegen Ende mit seiner privaten Seilbahn über die Köpfe der Zuschauer zu einer kleinen Bühne im hinteren Teil. Dort tänzelte er und interagierte weiter mit dem Publikum. Vom kleinen Rund aus sang er “Love Gun”. Nachdem er das Intro zu “Black Diamond” gesungen hatte, ging es für ihn zurück zu seinen drei Mitstreitern auf die große Bühne. Eric Singer übernahm den Gesang und spätestens jetzt wurde allen schmerzlich bewußt, daß auch diese Rock and Roll Party nicht ewig weitergehen würde, denn “Black Diamond” leutet traditionell das Ende einer jeden KISS-Show ein.

Nicht lange ließen sich KISS zu einer Zugabe bitten. Eric Singer wurde, zusammen mit einem Klavier, von unten auf die Bühne gefahren. Zur orchestralen Musik vom Band bot er die Ballade “Beth” dar. Gegen Ende versammelten sich Paul, Tommy und Gene um sein Klavier herum. Sollte sich jemand in der Arena gesetzt haben, ich hatte leider nicht alle 19.000 Menschen im Blick, standen sie spätestens danach wieder. KISS spielten ihren größten Hit “I was made for lovin’ you” und anschließende ihre Hymne “Rock and Roll all Nite” . Beide Klassiker wurden frenetisch abgefeiert.

Im Konfettiregen fand das allerletzte Deutschlandkonzert sein Ende. KISS feierten mit den deutschen Fans eine grandiose Rockshow und bewiesen damit, daß das Intro nie eine hohle Phrase war. Das Publikum hat zwei Stunden lang aus vollen Hälsen mitgesungen, mitgeklatscht und zusammen mit der Band gefeiert. Ein würdiger Abschied.

The End of the Pics

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Nachholtermine

Im Schnelldurchlauf durch Siegen (und Umgebung)

Noch kein Beitrag in diesem Jahr. Ist der Plueschblog nicht mehr unterwegs? Werden keine Fotos mehr gemacht? Doch, doch. Wir können Euch beruhigen, in der Tat sind wir auch im neuen Jahr viel unterwegs. Es waren tatsächlich schon einige Termine, deswegen haben wir die Arbeit am Blog etwas schleifen lassen. Die Zeit für ausführliche Berichte haben wir aktuell nicht, aber die entstandenen Fotos wollen wir Euch nicht vorenthalten. Deshalb gibt es jetzt ein kleines Fazit zu vier lustigen Programmen, bei denen wir anwesend waren.

Bülent Ceylan war an zwei Abenden hintereinander im Gläsersaal und hatte viele Bekannte, wie Hassan, Mompfred, Anneliese und Thor mitgebracht. Wir waren am ersten Abend zugegen und durften erleben, wie Bülent bei einer Nummer komplett aus dem Konzept geriet. Er benötigte mehrere Minuten und einige Anläufe, um die Pointe ins Ziel zu bringen. Die war dann nicht mehr so lustig, wie der Weg dorthin. Ansonsten berichtete er amüsant von Erfahrungen und Ereignissen aus seinem Leben oder schilderte lustige Begebenheiten aus dem Leben seiner Charaktere. Seit seiner Teilnahme in bei “The Masked Singer” sind musikalische Einlagen ein Bestandteil seiner Show und so ließ der Mannheimer Türke den Abend rockig ausklingen. Mit der Aussicht auf sein erstes Album, welches im Herbst erscheinen soll.
Lutschmotiv

Johann König stellte sein neues Programm “Wer Pläne macht, wird ausgelacht” im beschaulichen LYZ vor. Es war eine der ersten Vorstellungen mit den neuen Nummern. Viel drehte sich wieder um die Familie und den Zuwachs, in Form einer kleinen Hühnerbrigade. Wir müssen leider sagen, es zündete noch nicht so ganz. Das Vorgängerprogramm war runder und lustiger. Nur, wenn man den König und seine Art mag, geht man nie enttäuscht, sondern gackernd aus den Audienzen nach Hause. Bis Herbst hat sich bestimmt noch etwas am Programm geändert, dann geben wir wieder hin. Wir wollen doch noch sehen, wie er jonglierend auf dem Einrad fährt.
Ausknippst

Ein paar Wochen später stand Dave Davis auf der gleichen Bühne im LYZ. Eigentlich war es mehr ein Coaching, als ein Comedy-Programm. Anhand der Lebensgeschichte seiner Eltern und seiner persönlichen Vita, zeigte er auf, wie es ist, in Deutschland zu stranden, bzw. aufzuwachsen. Daß man nicht immer alles zu ernst nehmen, sondern mit einem Lächeln durch’s Leben gehen sollte. Jede Tag etwas beklopptes machen. Auf humorvolle Art beschrieb er Begnungen mit Menschen, Behörden und Stereotypen. Pfiffig drehte er diese um und unterstrich mehr als einmal, wie wichtig es ist, zu sich zu stehen und seine Mitmenschen nicht nach dem Äußeren zu beurteilen.
Nach dem Programm blieb er noch für ein paar Selfies und Gespräche auf der Bühne, bis
der letzte Siegener mit der neugewonnenen Lebenseinstellung in der Nacht verschwand.
[Kurze Anmerkung: Da nur eine Hälfte des Blogs anwesend war, entsprechen die Fotos nicht dem üblichen Blogstandard. ;-) ]

Lappenfotos

Dieter Nuhr begleitet und unterhält uns schon sehr lange. Seine Fernsehauftritte verfolgen wir nicht so wirklich, aber wenn wir in den letzten Monaten ein paar Sachen gesehen haben, wirkte er inzwischen etwas belehrend und überheblich. Deswegen sind wir dieses Mal mit gemischten Gefühlen in die Siegerlandhalle gegangen. In den zwei Stunden hat er, wie immer, seine pointierte Sicht auf die Gesellschaft und einige Entwicklungen präsentiert. Uns hat er mit seiner toleranten Art und seinem Witz überzeugt und gezeigt, daß das Fernsehen verfälscht. Im Kontext wirkten die Aussagen gar nicht besserwisserisch und dem Zuspruch des Publikums nach zu urteilen, sprach er aus, was viele im Raum dachten.
Das Hauptaugenmerk lag, wie schon jeher, eher auf Entwicklungen in der Gesellschaft. Sein neues Programm bildet da keine Ausnahme. Kein Scherz.

Nuhr Fotos

Eigentlich fehlen an dieser Stelle zwei Galerien. Allerdings herrscht bei Auftritten von Atze Schröder Fotoverbot, an das wir uns natürlich gehalten haben. Ende Januar war er mit Till Hohenender in Kreuztal zu Gast. Die Beiden präsentieren im Netz den sehr erfolgreichen Podcast “Zärtliche Cousinen”, mit dem sie im Campus Buschhütten gastierten. Till haben wir das letzte Mal 1997 in Kreuztal gesehen, damals noch als Teil von “Till & Obel”. Natürlich durfte er wieder einige Musiker, darunter Herbert Grönemeyer, imitieren. Daneben unterhielten sie das Publikum mit amüsanten Anekdoten aus ihrem Leben. Ein sehr kurzweiliger Abend, der allerdings zwei Tage später einen leichten Dämpfer erhielt. Dann zeigte Atze Schröder ein paar Kilometer weiter echte Gefühle. Das halbe Programm war Bestandteil des Auftritts der Cousinen. Jetzt muß man zugestehen, daß die wenigsten Zuschauer so bekloppt waren, sich beide Auftritte anzuschauen. Für die Wenigen bleibt es ein kleiner Wermutstropfen. Davon ab war Atzes Programm sehr lustig und brachte die ganze Siegerlandhalle zum Lachen.
Der Höhepunkt des Abends waren die persönlichen Worte, die er ans Publikum richtete und sich für die Unterstützung bedankte.

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Frankfurter Ruderclub

Von Königen, Drachen und Wölfen

Trotz unseres angeschlagenen Gesundheitszustands, ließen wir es uns nicht nehmen, den Weg zur Frankfurter Jahrhunderthalle anzutreten. Gegen 18.40 Uhr sollte es losgehen. Wir stellten uns keine zwanzig Minuten vorher noch in einer langen Schlange an. Verstehe nicht, warum man den Einlass nicht früher oder den Konzertbeginn später beginnen läßt, denn so führte es dazu, daß die erste Band des Abends bereits spielte, als wir unsere Plätze einnahmen.

 

Was schade war, denn die Powermetaller von Warkings heizten dem Publikum mit ihrem Fantasy-Metal gut ein. Die Band bestand aus zwei untoten, römischen Legionären, einem untoten Kreuzritter und einem untoten Wikinger. Growlende Unterstütztung erhielten sie von Morgana Le Fay. Die Band hatte ein großes Backdrop und beide Bühnenhälften waren unterschiedlich beleuchtet. 
Die Stimmung im Kuppelsaal war da schon sehr gut. Die Warkings haben ihre vierzig Minuten genutzt, standen viel am Bühnenrand und verstanden es auch, die Zuschauer zu animieren. Es hat schon Seltenheitswert, wenn Vorbands so abgefeiert werden. Gelungener Einstand in den Abend.

Beim darauffolgenden Bühnenumbau kamen zwei Videospielautomaten zum Vorschein und zwei große Fernseher wurden neben dem Schlagzeug positioniert. Ehrlich gesagt, haben wir uns auf den Auftritt von Dragonforce nicht unbedingt gefreut, denn wir mußten sie 2006 bereits als Support ertragen und uns ging damals das minutenlange Geschrammel bei jedem Lied auf den Nerv. Umso erstaunter waren wir bei der Performance der Engländer, in deren Reihen sich seit damals einiges getan hat.

Zwar hatte ich den Einruck, daß sie nicht direkt die Stimmung der Warkings mitnehmen konnten, nach einigen Minuten war das Publikum allerdings dabei, die Band anzufeuern. Etwas ablenkend waren schonmal die Videospiele, die auf den beiden Fernsehbildschirmen oder den Automaten liefen. Die Musiker konnten aber von hinten auf die Spieleautomaten steigen und darauf spielen, was mehrfach genutzt wurde. Die Band schien gut eingespielt, gut gelaunt und im Zusammenspiel mit Show und kleineren Pyroeffekten boten sie eine gelungene Ergänzung des wölfischen Line-ups. Von nervendem Geschrammel keine Spur.

Dann standen weitere dreißig Minuten Umbau auf dem Plan, bevor wir eine weitere Band, die wir 2008 als Vorband kennengelernt haben, live erleben durften. Die Sicht auf die Bühne wurde dieses Mal von einem riesigen PW-Vorhang verhinderte. An dem Abend wurde wieder klar, welche logistsche Meisterleistung so eine Tour, bei der alles genau getaktet ist, für alle Crews darstellt.
Pünktlich um 21.00 wurde es im Kuppelsaal dunkel, der Vorhang fiel zu Boden und gab einen Blick auf den Bühnenaufbau einer zusammengefallenen Kirche frei. Die Bandmitglieder wurden jeweils von zwei Mönchen mit Fackeln auf die Bühne geleitet. Als dann Attila Dorn erschien, schloß sich das Tor hinter ihnen und die Metal-Messe begann.

Los ging es mit “Faster than the Flame”, das passend von Flammensäulen untermalt wurde. Den Bühnenhintergrund bildete eine riesige LED-Wand, auf der bei jedem Lied Bild ein Wolf in anderer Pose erschien. Hatte ich im Vorfeld die Befürchtung, daß die LED-Wand die Aufmerksamkeit von der Band ablenken könnte, war das live gar nicht der Fall. Die Bilder bewegten sich nur geringfügig, so daß sie nicht störten. Außerdem läßt sich ein theatralisches Rudel wie Powerwolf nicht von Animationen in den Schatten stellen. Dazu nutzen sie alle große Gesten und posten was das Zeug hielt. Man könnte die Band auch Poserwolf nennen. Aber seien wir ehrlich, genau deswegen geht man doch zu Bands, die so auffahren, um den Zuschauern eine unterhaltsame Show zu bieten.

Attila Dorn sagte jedes Lied an oder weihte die Halle und tat alles, um einer richtigen Messe gerecht zu werden. Wegen mir, hätten sie ruhig zwei Lieder hintereinander weg spielen können. Selbst Paul Stanley sagt nicht jedes Lied an, aber gut. So sind sie halt, die Saarbrücker Wölfe.
Neben dem Sänger, war der Keyboarder sehr aktiv und bei fast allen Ansprachen von Attila Dorn anwesend. Ansonsten feuerte Falk Maria Schlegel pausenlos das Publikum an. Was gar nicht nötig war, denn das Publikum fraß den Wölfen aus den Tatzen und heulte bei jedem Lied lauthals mit. Schön zu erkennen von unseren Plätzen, war der Ruderclub, der sich passend zu “Sainted by the Storm” in der Menge bildete, um das Boot des eingeblendeten Wolfes durch die wilden Gewässer zu rudern.

Bei “Let there be Night”, dem letzten Lied des Abends, ging hinter der Band der Mond auf. Natürlich ließen die Zuschauer das Rudel noch nicht gehen und forderten Zugaben ein. Drei sollten es werden, jedes, wie es sich bei Powerwolf gehört, mit einem Mitmachspiel verbunden. Nach den armenischen Werwölfen war die Messe dann aber endgültig gelesen, obwohl sich die Band noch minutenlang vom Publikum feiern ließ.

Damit ging eine großartige Wolfsnacht zuende. Manchmal ist es unglaublich zu sehen, wie sich Bands wie Sabaton oder Powerwolf entwickelt haben, die man in kleinen Clubs, ohne viel Show, kennengelernt hat. Bei dem Konzert merkte man schon, daß jede Pose und jede Ansprache einstudiert war. Dazu kamen viele Gimmicks, wie eine Feuer-Orgel, brennende Bühnenlemente oder vereinzelte Pyros und gemeinsam ergaben alle Zutaten eine ungemein unterhaltsame Heavy Metal-Messe. Zum Abschluß bleibt uns für den gelungenen Abend nur eines zu sagen: Vielen Dankeschön!

Photowolf

 

 

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Blonder Wirbelwind

Andere Welten

In andere Welten sind wir im November eingetaucht. Nein, die Welt des Carlswerk Victoria kannten wir, aber die Konzertwelt von The Pretty Reckless nicht. Die Band hat sich erst vor zwei Jahren in unsere Sammlung geschlichen, daher war es für uns eine Live-Premiere. Nach Johnny Depp, Hugh Jackman und Kiefer Sutherland, den wir einige Woche zuvor an gleicher Stelle gesehen hatten, ist mit Taylor Momsen die vierte Person in unserer Konzertvita, die man ursprünglich aus Film- und Fernsehen kennt. Wobei sich die blonde Amerikanerin in den letzten Jahren mehr der Musik widmet. Vor dreizehn Jahren hat sie die Band gegründet, da war sie gerade sechzehn Jahre alt. Uns war gar nicht bewußt, wie erfolgreich The Pretty Reckless sind. Es ist die erste female fronted Band, die fünf Singles auf Platz 1 der amerikanischen Charts platzieren konnte.

Uns war also nicht wirklich bewußt, wie angesagt, die Band ist. Gerade bei jüngeren und vorallem weiblichen Menschen. Die Musikerin scheint ein Vorbild für viele junge Frauen zu sein. Entsprechend lang war die Schlange, als wir am Veranstaltungsort eintrafen und den Altersschnitt anhoben. Wir tauchten einfach in der Masse des ausverkauften Victorias unter, folgten ihr in die Halle und fieberten dem Auftritt entgegen. Als die Bühne dunkel wurde und die drei Musiker dieselbige betraten, legten sie mit dem Titellied des aktuellen Albums los. Die Sängerin wurde von einem riesigen Jubel begrüßt. Die folgende Setlist setzte sich aus ihren vier Alben zusammen und jedes Lied schien ein Volltreffer beim Publikum zu sein. Denn jeder Song wurde aus vollem Hals mitgesungen und stellenweise durch unnötige Mosh-Pits angereichert. Dabei bewieß Taylor ihre geniale Stimme, denn egal ob sie gefühlvoll ruhigere Passagen sang oder völlig losrockte, traf sie immer den richtigen Ton. Wobei gefühlvolle Balladen an dem Abend nicht auf dem Programm standen. Die kann sie aber ebenfalls, wie auf den Alben zu hören ist.

Obwohl die Band schon lange in der Konstellation Bestand hat, konnte man an dem Abend leicht den Eindruck gewinnen, es handele sich um eine Taylor Momsen Show. Ihre Mitmusiker verschwanden im Dunkel, wenn sie nicht daneben stand. Die Sängerin war die ganze Zeit bestens ausgeleuchtet. Und bestens gelaunt, denn sie lächelte viel und bedankte sich mehrfach beim erschienenen Publikum. Wenn sie nicht bei zwei Liedern in die Saiten einer Gitarre griff, wirbelte die junge Amerikanerin unentweckt über die Bühne oder tänzelte vor dem Schlagzeug herum.

“Take me down”, das einzige Lied vom “Who you selling for”-Albums des Abends, beendete den energiegeladenen Auftritt der Rockformation vor dem begeisterten Auditorium. Sie ließen sich dann noch überreden, die “Fucked up World” zu besingen, in der wir leben, bevor sie sich entgültig von der Kölner Menschenmenge verabschiedeten. Wenn das die Zukunft der Rockmusik ist, muß man keine Angst haben. Die Rockmusik ist sicher. Soviel steht nach dem Konzert fest. Denn The Pretty Reckless vereinen verschiedene Rockstile zu einem passenden Ganzen, gekrönt von der Stimme der Sängerin gehören sie nicht nur zu den angesagtesten sondern daneben zu den besten Rockbands. Was ein cooler Abend. Deswegen können wir nur hoffen, daß noch viele Jahre ins Land ziehen, bis man auf Taylor Momsens Grabstein “Tod durch Rock and Roll” schreiben muß.

Who you knippsing for

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