Nachspielzeit

Die letzte Zugabe

Im vergangenen Jahr haben wir an dieser Stelle von unserem letzten KISS-Konzert berichtet, hatten aber bereits angekündigt, daß die amerikanische Rock-Institution nachgelegt hat. Zum fünfzigsten Bühnenjubiläum wurden fünfzig Konzerte nachgeschoben, wenn nicht sogar inzwischen mehr. Am 02.12.2023 wollen KISS in New York, ihre Masken und Kostüme an den Nagel hängen. Bis dahin zeigen sie, wie alive man mit Ü70 sein kann. Der letzte Auftritt auf deutschem Boden fand am 02.07.2023 in der LanxessArena in Köln statt. Natürlich nicht ohne uns. Wobei, wenn man ehrlich ist, die Band uns nicht vermisst hätte, denn die Halle war ausverkauft. Nur hätten wir uns um ein famoses Konzerterlebnis gebracht.

Im Theater fällt der Vorhang immer am Ende der Vorstellung, das ist von jeher bei KISS anders, denn da fällt der Vorhang mit dem riesigen Bandlogo nach dem tradionellen Intro unter Explosionen zu Boden, während die vier Musiker von oben einschweben. So natürlich auch in Köln geschehen, als sie mit “Detroit Rock City” den bunten Rock ‘n’ Roll Reigen starteten. Mit den beiden Klassikern “Shout it out loud” und “Deuce” ging es weiter. Wenn man die vier Musiker auf der Bühne gesehen hat, fragte man sich, warum die aufhören. Bei soviel positiver Energie, die sie freisetzen, und soviel Spaß, den sie nach all der Zeit immer noch zu haben scheinen. Immerhin zählen Paul Stanley und Gene Simmons über siebzig Lenze und bei Eric Singer und Tommy Thayer sind es über sechzig. Was man keinem der vier Musiker angemerkt hat. Wahrscheinlich fordert die individuelle Arbeitskleidung irgendwann ihren Tribut.

An der Show wurde seit letztem Jahr nicht viel geändert. “Psycho Circus” und “100,000 Years” wurden nur zum Teil gespielt, Paul und Tommy duellierten sich mit ihren Gitarren und “Makin’ Love” hatte es in die Setlist geschafft. Auf dem großen LED-Schirm auf der Bühne und den beiden Leinwänden zu beiden Seiten wurden dieses Mal weniger Videos und dafür mehr das Geschehen auf der Bühne gezeigt, was sicherlich zu der sensationellen Stimmung beitrug. Sonst blieben sich KISS treu und es gab alle beliebten Gimmicks, das synchrone Gitarrenspiel bei “Deuce”, Gene der erst Feuer und dann Blut spuckte, um danach von einer Plattform über die Bühne gezogen zu werden. Aus luftigen Höhen sang er seinen Theme-Song “God of Thunder”.

Man merkte die gute Stimmung untereinander und wie gut das Line-up nach zwanzig Jahren eingespielt ist. Gene spielte mit Tommy, Tommy mit Paul und Paul ging zu Gene und stupste ihn an. Der Zeremonienmeister Paul Stanley wirbelte nicht nur selber über die Bühne, sondern auch sein Mikro durch die Luft. Machte die Ansagen, feuerte das Publikum an und bewies, daß er einer der besten Frontmänner ist. Stillstand oder halbherzige Konzerte gibt es auch auf der Zielgerade nicht bei KISS. Sie bieten bis zum Schluß pures Rock-Entertainment.

Natürlich ließ es sich Paul Stanley nicht nehmen, die Zuschauer am anderen Ende der LanxessArena zu begrüßen. Wie gewohnt flog er gegen Ende mit seiner privaten Seilbahn über die Köpfe der Zuschauer zu einer kleinen Bühne im hinteren Teil. Dort tänzelte er und interagierte weiter mit dem Publikum. Vom kleinen Rund aus sang er “Love Gun”. Nachdem er das Intro zu “Black Diamond” gesungen hatte, ging es für ihn zurück zu seinen drei Mitstreitern auf die große Bühne. Eric Singer übernahm den Gesang und spätestens jetzt wurde allen schmerzlich bewußt, daß auch diese Rock and Roll Party nicht ewig weitergehen würde, denn “Black Diamond” leutet traditionell das Ende einer jeden KISS-Show ein.

Nicht lange ließen sich KISS zu einer Zugabe bitten. Eric Singer wurde, zusammen mit einem Klavier, von unten auf die Bühne gefahren. Zur orchestralen Musik vom Band bot er die Ballade “Beth” dar. Gegen Ende versammelten sich Paul, Tommy und Gene um sein Klavier herum. Sollte sich jemand in der Arena gesetzt haben, ich hatte leider nicht alle 19.000 Menschen im Blick, standen sie spätestens danach wieder. KISS spielten ihren größten Hit “I was made for lovin’ you” und anschließende ihre Hymne “Rock and Roll all Nite” . Beide Klassiker wurden frenetisch abgefeiert.

Im Konfettiregen fand das allerletzte Deutschlandkonzert sein Ende. KISS feierten mit den deutschen Fans eine grandiose Rockshow und bewiesen damit, daß das Intro nie eine hohle Phrase war. Das Publikum hat zwei Stunden lang aus vollen Hälsen mitgesungen, mitgeklatscht und zusammen mit der Band gefeiert. Ein würdiger Abschied.

The End of the Pics

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2 Antworten zu Nachspielzeit

  1. Steffen sagt:

    oh, wie schön… ein neuer Plüschblog-Bericht!
    Wirklich schade, daß die Krieger in Satans Sold ihre Talismane an den Nagel hängen wollen. Vielleicht wollen die Großen Alten es einfach eine Zeit lang etwas ruhiger angehen. Oder sie planen das nächste große Ding. Wer weiß…
    Aber es ist doch schön zu sehen, daß die Vier auch in dem Alter noch so fit sind, weltweit die Konzertsäle zu rocken. Ich finde es immer schade, wenn man Musiker sieht, die noch nicht so alt sind, sich aber kaum mehr bewegen können. Ok, vielleicht erinnnert mich das einfach zu sehr daran, daß man mit ihnen zusammen altert. Der Zahn der Zeit nagt halt an uns allen!
    Ich erinnere mich noch daran, wie damals in einer Schülerzeitung Artikel zu KISS erschienen. Oh man, ist das lange her.

    Wie dem auch sei… Ich freu mich über jeden neuen Eintrag und liebe es, eure Berichte zu lesen und mir die Fotos anzuschauen. Irgendwie habe ich dann das immer Gefühl, dabei gewesen zu sein. Ich weiß, ich weiß, ihr habt schon so oft gefragt, ob ich nicht mal mit komme- Aber ich bin halt einfach nicht der Konzertgänger.
    Trotzdem finde ich es jedes mal auf’s neue schön, wenn ihr mich mitnehmt. Wenn ich auch nicht in allem Fällen was mit den Künstlern anfangen kann, so lese ich dennoch jeden Blogeintrag, schaue mir die Fotos an, und freue mich darüber, wie viel Spaß ihr dabei habt! Dafür ein großes DANKE! Nehmt mich bitte immer wieder mir zu euren Konzerten, Comdey-Shows oder den Bismarcktürmen! Im loving it!

    Liebe Grüße aus Duisburg,
    Stefffen

    • Holly sagt:

      Hallo Steffen,

      vielen Dank für deine stetige Unterstützung und den netten Kommentar.
      Gerne nehmen wir dich auf Konzerte mit. Auf Wunsch natürlich auch nur virtuell, hier wird niemand gewzungen.
      Obwohl ich ja immer noch nicht verstehen, warum Du dir das Jahrhundertereignis “Weird Al” hast entgehen lassen.
      Aber gut. :-)

      Gerade ist ein neuer Bericht online gegangen, mit dem wir dich auf das nächste Konzert mitnehmen.
      Wir hoffen, es gefällt dir, obwohl Du nicht mit allen Werken des Künstlers warm wirst.

      Liebe Grüße aus der alten Heimat
      Holly

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