Heimspiel

Der beste Applaus, den sie heute hatten

Das erste Polkafest für uns in diesem Jahr und das dann auch noch zu Hause. Ein Konzert in der eigenen Stadt ist immer sehr angenehm. Man muss nicht vorher von der Arbeit weg und auch nicht noch mal volltanken. Glücklicherweise stattet unsere polnische Zweitfamilie in regelmäßigen Abständen der Krönchenstadt einen Besuch ab, zum zweiten Mal im Leonhard-Gläser-Saal. Dieser füllte sich langsam, aber sicher und es gab nur wenige freie Plätze, als die Show begann.

Gut gelaunt startete der Familie in den Abend. Das Wudkaritual wurde den Siegenern verdeutlicht und Pavel musste einen eifrigen Besucher zurechtweisen, der das Pinnchen direkt nach Erhalt weggekippt hatte. „Was ist Ihnen passiert, dass Sie nicht erwarten könnnen, chackedicht zu werden? Meina Gute, das habe ich auch noch nicht erlebt“, schmunzelte er. Nachdem alle Becher ordnungsgemäß über die Schulter nach hinten befördert waren, ging es weiter im Programm mit Dorota, die zunächst einige Probleme mit der Technik zu haben schien. Dennoch überspielte sie dies gekonnt und agierte wie gewohnt charismatisch. Zauberhaft beleuchtet war sie außerdem. Ein Fest für jede Kamera.

„Ein bisschen Spaß muß sein“, dargeboten von Danusz (mit moralischer Unterstützung des grimmig schauenden Wackeldackels auf dem Keyboard), kam beim Publikum sehr gut an und erntete sogar Zwischenapplaus. Mireks Gitarrensolo erfreute den Jungsten heute derart, dass er, von seinen Gefühlen übermannt, seinen Bruder auf der Bühne durchknuddeln musste. Das muß Bruderliebe sein. Henjek und Stenjek gaben nach ihrer Tanzdarbietung noch eine kleine Zugabe im Gangnam Polka Style.

Das letzte Lied vor der Pause war traditionsgemäß „I’m outta love“, das das Publikum zum Schunkeln verpflichtet. Es dauerte eine Weile, bis sich alle Siegener erhoben und miteinander „verhakelt“ hatten. Komisch, denn fünf Bekloppste standen bereits und wollten ein Signal setzen. So lustig haben wir das Lied allerdings noch nie erlebt. Es begann eigentlich ganz normal; Mirek gab die Richtung vor und das Publikum befolgte die Anweisungen.

Beim Mittelteil des Liedes angekommen, der Stelle, an der Danusz hüstelt und sich räuspert bevor es endlich mit dem Lied weitergeht, rief dieser anstatt „I’ll be strong“ ein recht verwaschenes, wackliges „Set me free!“ in den Leonhard-Gläser-Saal. Ab da war alles vorbei. Die komplette Truppe auf der Bühne kriegte sich nicht mehr ein und von nun an waren auch die Schunkelanweisungen nicht mehr ganz so eindeutig. Abgesehen davon konnte sich die erste Reihe nicht mehr halten und verlor ebenfalls den Überblick, in welche Richtung geschunkelt werden sollte. Irgendwie brachten sie doch den Song ins Ziel und verabschiedeten sich lachend für 20 Minuten.

Nach der Pause war es dann Zeit für den Auftritt des heutigen Sängers. Wir hatten fest mit Bogdan gerechnet, umso überraschter waren wir, als Pavel den Botschafter der Liebe ankündigte. Erst kürzlich hatten wir noch bedauert, dass wir Andrzej wohl länger nicht auf einem Konzert erleben und unsere Freude war dementsprechend groß. Der blonde Lockenkopf dankte herzlich für den Applaus. Es sei der beste, den er heute hatte, seitdem er sich am Morgen selbst applaudierte. „Verdammt ich lieb mich“ ist immer wieder ein Highlight, denn das Gitarrensoloduett von Mirek und Andrzej ist und bleibt genial. Heute war Andrzej sehr übermütig und warf mal eben am Ende die Gitarre hoch. Die anschließende Aktion, sich mit dieser auf dem Boden zu wälzen, wurde leider von seinem Taschensender gebremst, der sich dabei löste.

Nach soviel Gitarrenklängen wurde es Zeit für leisere Töne und das Kinderlied-Medley stand an. Manchmal habe ich den Eindruck, das Henjek und Stenjek, die zunächst auf den Stühlen nur daneben sitzen, sich überlegen, auf welche Weise sie ihre Mitmusiker denn zum lachen bringen können. Ihr Minenspiel ist jedes Mal köstlich. Personen aus der ersten Reihe versuchten zudem, durch demonstrativ arhythmisches Klatschen eine Reaktion hervorzurufen. :-)


Bei „Janusz und der Wolf“ stellte sich heraus, dass auch die Siegener die Originalversion bestens kennen – „HURZ“ schallte ohne Anlaufschwierigkeiten durch den Gläsersaal.

Andrzej hatte sich mittlerweile in seinen lila Glitteranzug hineingeatmet und stand inmitten des Siegener Publikums, wo er seine Chez Andrzej – Flyer verteilte. Zu dem eingängigen Reggae-Groove, der seine Nummer „Skandal um Andrzej“ einläutete, enterte er dann die Bühne. Mitsingen war wieder gefragt – nur kannte wohl keiner in Siegen die Telefonnummer, jedenfalls kam nach Andrzejs Aufforderung nur Grillenzirpen zurück. Nachdem er jedoch erklärte, dass Mitsingen nur lauter funktioniert, klappte es schließlich.
Die Zugabe war dann selbstredend wieder „Cherry Lady“, der viele im Publikum schon entgegen gefiebert hatten. Janusz gab wieder alles, stattete dem Publikum jedoch keinen Besuch ab. Schade, dass er nicht mehr die Bühne verlässt und sich „Cherry Ladies“ aussucht.
Endgültig verabschiedete sich der Familie mit „Zabrze, ich komm aus dir“ und ein sehr schöner, lustiger Abend ging in der Siegerlandhalle zuende. Hoffentlich bleibt der Familie Siegen treu und beehrt uns bald wieder!

Bilder vom günstigen Sitzpunkt

Dieser Beitrag wurde unter Konzert, Musik, Popolski abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

3 Antworten zu Heimspiel

  1. Karinsche sagt:

    Danke Euch beiden! :)
    Ivonne, jetzt möchte ich aber auch wissen, welches!

  2. Jasna sagt:

    Set me freeeeeeeee! Ich muß schon wieder lachen! Ein fantastischer Abend!

  3. Ivonne sagt:

    Es ist ein wirklich schöner Bericht über einen tollen Abend. Liebe Karina du hast es geschafft ein Foto von Janusz zu machen das mir gefällt. Danke dafür!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*