Happy New Fear
Mit dem Alter wird man ruhiger, heißt es und irgendwie haben wir das auch schon einmal bei einem Blick auf unsere Konzerte festgestellt. Am vergangenen Donnerstag stand aber (endlich) mal wieder ein richtiges Hard Rock-Konzert im Kalender, mit allem was dazugehört: langes Anstehen, zwei (nicht erforderliche) Vorgruppen und lärmende E-Gitarren. :-) LORDI hatten nach Köln eingeladen und wir konnten nicht widerstehen, denn auf die letzte Tour haben wir es leider zeitlich nicht geschafft, so daß unsere letzte Begnung mit den fünf sympathischen Finnen bereits fünf lange Jahre zurück lag.Nach anderthalb Stunden vor der Essigfabrik öffneten sich die Toren zur Hölle Halle und wir strömten in die zweite Reihe. Glücklicherweise begann die erste Vorband früher als gedacht. Um 19.30 Uhr enterten Reverse Grip mit einem Milchbubi-Axl Rose am Mikro die Bühne. Die Kanadier schienen ein paar Fans mitgebracht zu haben, die sie lauthals bejubelten. Sie boten anständigen Rock, aber nichts Neues oder Besonderes. Die Musik tat nicht weh, hinterließ bei uns aber auch keinen bleibenden Eindruck.
Nach dem Umbau auf der Bühne folgten dann Tri State Corner, die einen kraftvollen Sound und mit der Bouzouki ungewöhnliche Töne, durch die Halle schickten. Die Band hatte sichtlich Spaß und der deutsche Frontmann heizte dem Publikum mit ein paar Aufwärmspielchen ein. Uns wollte allerdings nicht so ganz warm werden dabei. Einzig der der Schlagzeuger, der mit mit vollem Körpereinsatz sein Instrument malträtierte, blieb in positiver Erinnerung.
Zwar behaupten sie, nicht schlecht für Kinder zu sein, sondern schlimmer, aber so ganz kann ich das nicht glauben, denn am Vorabend lief ein Bericht über die Band auf KiKa. :-)
Weiter ging’s in Köln mit “The Riff”, der ersten Single des aktuellen Albums, bei der Mr. Lordi sich die Möglichkeit nicht nehmen ließ, einen Tod mit HipHop Faible von der Bühne zu schubsen.
Generell geizte die Band nicht mit Showeinlagen, ob Puppen, Kettensägen, Schneekanonen etc., Lordi brachten alles auf die Bühne. Die Bewunderung für Alice Cooper wird anhand der Requisiten schon ziemlich deutlich, leider konnten sie es nicht KISS gleichtun, denn Pyros hätten zwar gepasst, sind aber in den kleinen Clubs aus Brandschutzgründen nicht möglich. Selbst Monster haben Angst vorm Ordnungsamt. Anders ausgedrückt, sie wollen nicht, daß etwas passiert, sie wollen nur spielen.
Natürlich bekam jedes Mitglied seinen Moment auf der Bühne und damit sind nicht nur die Instrumentalsoli gemeint, möchte an dieser Stelle aber nicht alle Elemente vorwegnehmen.
Das Hauptaugenmerk der Setlist ruhte verständlicherweise auf dem neuen Album, wobei die Lieder von “Deadache” und “The Monsterican Dream” seit dem Tourstart rausgenommen wurden, bzw. in Köln gefehlt haben. Als Musiker kann man es nicht allen Besuchern recht machen, ich fand die Auswahl sehr gelungen.
“Devil is a Loser” beendete den regulären Teil des Konzerts, bei dem Lordi wieder seine Flügel spannte.
Außerdem fehlte noch das wichtigste und wohl bekannteste Lied der Finnen.
Die Halle ließ ein zweites Mal nicht locker. Mana und Hella waren wieder die ersten auf der Bühne und als das Keyboard-Intro erklang, sang sogar der Securitymann vor uns “Hard Rock Hallelujah” mit. Wer sagt, daß Arbeit keinen Spaß machen darf? ;-) Ox klopfte ihm an einer Stelle auf die Glatze und Mr. Lordi streichelte später mit seinen langen Fingern rüber. Die Fans nutzten ebenfalls die Chance, bei den letzten Liedern des Abends mitzusingen und beim zweiten Lied konnten sie jeglichen aufgestauten Frust auf unbeliebte Mitmenschen in die Halle brüllen. Auch wenn man “Sincerley with Love” nicht kennt, hat man die wichtigsten drei Wörter schnell drauf. :-)
Bevor im letzten Lied die Frage gestellt wurde: “Would you love a Monsterman?” und die Antwort nach dieser Show konnte nur mit “JA!” beantwortet werden.
Wer könnte die Monster nach diesem Konzert nicht lieben? Denn die Show, die einem hier für 30 Euro geboten wurde war abwechslungsreich und kurzweilig. Solange es LORDI gibt, müssen sich KISS und Alice Cooper keine Gedanken um ihr Erbe machen, sie haben würdige Nachfolger gefunden, die wissen, wie man eine Rockshow schmeißt.
Die Band gab von Anfang an Gas. Amen bewegte sich unentwegt, lief über die Bühne und bewies, wieviel Leben in einer Mumie stecken kann. Ox dagegen bewegte sich sparsamer, ist aber aufgrund seiner Statur und Hufe eine imposante Erscheinung.
Und obwohl ich Kita und Awa sehr mochte, haben mich Mana und Hella an dem Abend für sich eingenommen. Manas Spiel gefiel mir schon auf dem Album gut und er und das einzige weibliche Monster haben sich wirklich gut in die Band integriert.
Wenn man bedenkt, daß uns schon warm war, möchte ich mir gar nicht ausmalen, wie man sich nach anderthalb Stunden unter Masken, Helmen und schweren Kostümen im Scheinwerferlicht fühlt. Deswegen muß man es den Monstern, schon hoch anrechnen, daß die sich nach der Show sogar noch ein paar Minuten Zeit für ein paar Zuschauer nahmen. Hella wurde scheinbar wieder demontiert und in ihre Box gepackt, aber die vier männlichen Monster posierten für Fotos, gaben Autogramme und unterhielten sich kurz mit den Fans.
Zum Glück haben sie sich nicht alles von KISS abgeschaut.
Der Auftrittsort war genaugenommen schlecht gewählt, denn es war nicht alles Essig, eher im Gegenteil. Die große Vorfreude auf das Konzert wurde in Köln mehr als erfüllt. Hoffentlich vergehen nicht wieder fünf Jahre.
Dem Bericht von der “Monsterparty” ist nichts mehr hinzu zu fügen.
Zwar fand ich es nicht optimal, dass man in der Publikumsmenge trinken durfte, aber anscheinend hat die Essigfabrik damit noch keine schlechten Erfahrungen gemacht und deshalb erlaubt.
Die Lieder waren auch nicht allesamt meine Favoriten, aber wie schon erwähnt wurde, kann man es nicht jedem recht machen.
Alles in allem war das Konzert wieder gelungen.
Freue mich schon wieder auf das Nächste!
Lieben Gruß aus Bonn
Silke
Hallo Silke,
vielen Dank für deinen Blick in unseren Blog und den Kommentar.
Du darfst gerne noch etwas darin stöbern.
Zum Glück darf nicht mehr in den Hallen geraucht werden und darauf haben die Securitys geachtet. Trinken generell empfinde ich es nicht als störend, höchstens die angetrunkenen und sinnlos gröhlenden Leute. :- )
Bei sechs Alben wird es langsam schwierig, die “richtigen” Songs herauszufischen. Meinen Geschmack haben sie getroffen, aber seien wir mal ehrlich nach welchem Konzert geht man nachhause und sagt nicht: “Lied A hätte ich nicht gebraucht, dafür wäre Lied Y schön gewesen.” :- )
Hauptsache das Gesamtpaket hat gestimmt und da können wir uns nicht beschweren.
Wie Du sicherlich gesehen hast, treiben wir uns öfter in Köln, Bonn und Umgebung rum. Vielleicht sieht man sich mal wieder. War auf jeden Fall nett, dich kennenzulernen.
Lieben Gruß
Holly