Blond and strong
Ausgeruht ging es für uns am Samstag nach einem gemütlichen Frühstück direkt weiter. Durch einen Park schlenderten wir an den Rhein, an dem die CCD Halle lag. An dessen Ufer haben wir uns bei schönstem Sonnenschein etwas ausgeruht, um für den zweiten Abend fit zu sein. Aufgrund einiger Schwierigkeiten beim Einlass reichte es, trotz der langen Wartezeit vor der Halle, nicht für die erste Reihe. Aber auch aus der zweiten konnte das kleine Karinsche tolle Fotos schießen, wie ihr in der Galerie sehen könnt.
Das Saallicht wurde gedimmt, auf den beiden Leinwänden lief ein Introvideo und dazu drang „It still hurts“ aus den Boxen. Die melancholische Ballade, die Doro zusammen mit Lemmy singt, war ein merkwürdiger Einstieg, sollte der zweite Abend doch eine Rock ‚n’ Metal Show werden. Aber als die Vorhänge fielen und Doro samt Band mit „I rule the ruins“ loslegte und mit „Earthshaker Rock“ nachlegte, wurden alle Zweifel von der agilen Blondine und ihrer Band weggefegt. Die Menge feierte vom ersten Ton an und Doro strahlte wieder, wie immer, wenn sie vor ihrer “Familie” spielt. Für Doro sind die Fans ein Familienersatz und wer die sympathische Blondine schon einmal getroffen hat, weiß, dass das keine hohlen Lippenbekenntnisse sind. Viele der Gastmusiker haben an beiden Abenden ebenfalls bestätigt. Die kleine Sängerin und die große Menge sind durch ein unsichtbares Band verbunden. Sonst wären die Leute nicht aus allen Herren Ländern angereist um mit ihr das Bühnenjubiläum zu feiern. Die Stimmung bei Doro-Konzerten ist immer eine ganz besondere, wie man an beiden Abenden sehen und spüren konnte. Von Ermüdungserscheinungen war auf beiden Seiten des Grabens nichts zu merken. Natürlich weiß Doro, was sie ihren Fans schuldig ist. Die Bühne bestand, wie schon am Vorabend, aus drei Ebenen, die aussahen, als wären es große Boxen. Johnny Dee’s Schlagzeug war in die Mitte gerückt und stand auf einem Drumriser. Konfetti und Feuersäulen durften bei so einer Show nicht fehlen. Bei „Burning the Witches“ tauchten auf der obersten Ebene zwei Hexen auf, die sich vor kleinen Feuern wandten, während unten die Band spielte und die Fans lauthals mitsangen. Die Band steht Doro in nichts nach, weder was Sympathie noch Energie betrifft. Alle lächelten glücklich, hatten Spaß, liefen und hüpften über die Bühne. Kein Wunder, stehen manche Mitglieder doch schon über 20 Jahre im Dienst der kleinen Düsseldorferin. Doro selber wirkte am zweiten Abend auf der Bühne wesentlich sicherer. Ihre Lieder „rocken“ kann sie. Sie macht das ganze Jahr nichts anderes. Höchstwahrscheinlich war es die ungewohnte Situation mit Orchester, die sie am Vortag etwas nervöser wirken ließ.Die Stargäste durften natürlich nicht fehlen. Den Anfang machte Sabina Claasen von Holy Moses. Sie sang zusammen mit der Jubilarin “East meets West”. Danach sagte Frau Pesch wieder Tomi und den Gitarristen von Lordi an. Allerdings stapfte nur das Chefmonster alleine auf die Bühne um „Bad Blood“ zu singen. Im Gegensatz zum Vortag ließ die Stimmung bei Lordi nicht nach, wahrscheinlich, weil es sich um einen Song aus Doros Repertoir handelte. Wir hatten erst die Vermutung, dass Amen eingeschnappt war, weil Doro seinen Namen immer noch nicht kannte. Im Nachhinein haben wir aber erfahren, dass sich die Mumie ein Menschenkostüm übergeschmissen hatte, um dem Konzert unerkannt aus der Menge beizuwohnen. Nicht dumm, so eine Mumie.
Chris Caffery unterstützte die Band bei dem Dio’s „Egpyt“ und Warlock’s „Für immer“ an der Gitarre, bevor Biff Byford sich neben Doro stellte. Dabei ragte er mit normalen Schuhwerk so hoch neben ihr auf, wie Mr. Lordi auf seinen hohen Sohlen. Zusammen sangen sie Judas Priest’s „You’ve got another thing comin’“ und Saxon’s „Denim and Leather”. Die Stimmung in der Halle blieb konstant kurz vor dem Siedepunkt. Man konnte keine Müdigkeit im Publikum ausmachen. Es wurde unentwegt geklatscht, gebangt und mitgesungen. Nach „Out of Control“ von Warlock hatte Johnny Dee seinen Auftritt. Er spielte sich in die Höhe und bestritt sein Schlagzeugsolo in bester KISS Manier von oben konnte. Von der erhöhten Position konnte er auf die Menschen im Saal runterschauen und anfeuern. Was im Grunde gar nicht nötig war. Wieder am Boden angekommen, begrüßte Doro eine handvoll Fans und Tom Angelripper auf der Bühne. Mit der Unterstützung des Fanchors und den Fans in der Halle wurde die Wacken Hymne „We are the Metalheads“ dargeboten. Es folgte die Zugabe vom Vortag; „Revenge“. Der nächste Gast auf der Bühne war Hansi Kürsch. Den konnten wir bereits im Februar als Gast bei Iced Earth bewundern. Man könnte meinen er macht jetzt im hohen Alter nur noch kurze Cameos bei anderen Interpreten. Man kennt das von alten Schauspielern, die einmal durch’s Bild laufen. :-) Aber das neue Blind Guardian Album und damit die nächste reguläre Tour stehen für 2015 im Kalender. “Rock till Death“ funktionierte für mich an dem Abend am besten mit den zwei Stimmen. Die beiden sollten wirklich überlegen, ein gemeinsames Lied aufzunehmen. Natürlich durfte Udo Dirkschneider nicht fehlen, der zwei Lieder vortrug, bevor alle Gästesänger auch schon wieder das Ende mit „All we are“ einleiteten. Wobei “schon wieder” Auslegungssache ist, denn es waren schon drei Stunden seit den ersten Tönen vergangen, was man weder der Band noch dem Publikum anmerkte. Seltsamerweise hüpfte Blaze mit auf der Bühne, rum, obwohl er an diesem Abend gar nicht gesungen hatte, dafür fehlte Biff. Natürlich musste die Menge nicht lange um eine Zugabe bitten. Die Band kam freudestrahlend hinter Doro wieder raus und zusammen mit Andy Brings spielten sie „Ich will alles“. Eine ungewöhnliche, da rockige Nummer auf Deutsch. Aus dem Publikum wurde sich dann noch „Fight“ vom gleichnamigen Album gewünscht. Mit „Unholy Love“ sollte dann Schluß sein, aber die Rechnung wurde ohne die weitersingenden und gröhlenden Fans gemacht.Obwohl die Hintergrundmusik schon wieder lief, ließen die Zugaberufe nicht nach und es betraten wieder alle die Bühne. Naja, bis auf Bas Maas, der kurzerhand Chris Caffery seine Gitarre in die Hand drückt und sich am Bühnenrand ein Bier genehmigte. „Metal Tango“, „Breaking the Law“, „Burn it up“ und „Herzblut“ beendeten dann tatsächlich den Abend. Als Nick zum Schluß Doro vorstellte, war die Resonanz so laut und überwältigend, dass selbst die Musiker auf der Bühne, überrascht waren, wie viel Energie nach dreieinhalb Stunden noch vorhanden war. Alle Anwesenden setzten den Rhein wahrlich in Flammen an dem Wochenende.
Doro rief noch in die Halle, wir würden uns beim 40-zigsten Jubiläum wiedersehen, sie käme auch. Ich bin mir sicher, die Fans aus Düsseldorf sind alle wieder mit dabei. Das ist ein Bund fürs Leben. Für immer.
Ich hab neulich eine alte selbst zusammen gestellte CD mit meinen damaligen Lieblings-Doro-Liedern in einem Disc-man gefunden und höre sie jetzt in meinem Auto. Das heißt beim Autofahren muss ich immer an euch denken :)
Schön, daß Du immer an uns denken mußt. Was sind denn deine damaligen Lieblingslieder?