Es strömt in Giessen
Drei Wochen nach unserem letzten Besuch im hessischen Hexenhaus, machten wir uns bei strömenden Regen erneut auf den Weg dorthin. Doch dieses Mal versorgten uns die Bewohner nicht nur mit Speis und Trank, Sie begleiteten uns auch auf das Konzert der Familie. Und das zum vierten Male. Es sind die einzigen in unserem Freundeskreis, die wir auch ein bißchen mit dem Polkavirus infizieren konnten. Nach sechs Monaten ohne Live-Polka und Schunkeln setzten bei uns schon die ersten Entzugserscheinungen ein. Es wurde höchste Zeit für einen polnischen Musikabend.
Zum Glück war der Eingang überdacht, so daß wir nicht im Regen auf den Einlass warten mußten. Die anrückende Feuerwehr durfte schon an uns vorbei in die Halle um die Sicherheit zu gewährleisten. Wie erwartet war die Halle bestuhlt, aber leider sind das inzwischen fast alle Auftrittsorte der Familie. Dadurch kommt meistens nicht soviel Stimmung auf wie bei Stehkonzerten und der Adler kann auch nicht fliegen. War aber anwesend und gesellte sich im zweiten Teil zum Rest der Familie. Aber erst einmal betraten die Brüder Pavel, Danusz, Mirek und Janusz zusammen mit den beiden Onkeln Henjek & Stenjek der Buhne, um dem Publikum die alte, polnische Tradition des Wudka-Trinkens näherzubringen.Leider waren die bestellten Wudka-Tabletts nicht da, wo sie hingehörten und auch nach intensivem Suchen, z.B. unter dem Schlagzeugpodest, tauchten sie nicht auf. Pavel vertröstete die Halle daraufhin auf die zweite Hälfte. Bisher ist das bei keinem der bisher gespielten 700 Auftritten (lt. Pavel) passiert. Wir können nur für 15 Konzerte bürgen, bei denen alles geklappt hat.
Danach klappte aber alles wie an der Schnurchen und Danusz setzte zum ersten Lied an und der Saal sang “Hello and Goodbye” schon begeistert mit. Nach Danusz wurde die rote Dorota angekündigt. Wie schon im letzten Programm erscheint sie zu den Takten von “Dance with somebody”. Das Lied paßt einfach perfekt zu ihr und ist eines meiner liebsten Originalversionen. Das Familienoberhaupt hat entschieden, daß auch Mirek ein Solo auf seiner Stratocastri spielen darf, aber es muß das Solo sein, das der Jüngste geschrieben hat. Nach einigen Versuchen, doch ein “richtiges” Solo zu spielen, wird er vom älteren Bruder in seine Schranken gewiesen und spielt das Lied der Schlumpfe.
Dem Solo folgt ein weiteres Instrumental, zu dem Henjek und Stenjek beweisen können, daß Sie nicht nur Blasinstrumente, sondern auch ihre Körper beherrschen. Grazil und anmutig tanzen sie ein Medley ihrer bekanntesten Tanzfiguren.
Nach wie vor finde ich zwei Instrumentalnummern hintereinander ein wenig ungeschickt, aber da die Leute immer feiern, scheine ich wieder aus der Reihe zu schunkeln. Apropos, nach wie vor wird das Publikum mit “I’m out of Love” in die Pause geschunkelt. Auch in Giessen wurde so lange gewartet, bis der letzte Zuschauer in der Halle mit seinem Nachbarn verhakt war und sich nach Mireks Anweisungen nach rechts und links gebeugt hat.
Dadurch kamen wir auch wieder in den Genuß von “Skandal um Andrzej”, was in Siegen Bogdans Reggae weichen mußte und “Verdammt ich lieb mich”. Vielleicht merkt man, daß wir die rockigeren Stücke mehr schätzen. Wir kamen halt über Rock zur Polka und das Gitarrenduell am Ende des Liedes ist einfach genial. Kein Wunder, daß sich Prince das Solo damals unter den Nagel gerissen hat.
Natürlich durften Danusz und Mirek, diesmal unterstützt von Henjek & Stenjek auch wieder ein Medley ruhigerer Lieder zum Besten geben.
Zur unglaublichen Popolski-Show gehören ein paar Eckpfeiler, zu denen auch der große Auftritt von Janusz am Ende zählt. Wenn er den Schatten der Bassbox verläßt, den Saal zum kochen und einige Mädchenherzen zum schmelzen bringt. :-)
Der hatte allerdings einige Probleme dem Publikum den richtigen Takt zum mitklatschen näher zu bringen. Er schaute schon hilfesuchend zu seinem älteren Bruder Mirek, aber beim dritten Anlauf haben dann auch die Hessen verstanden, was von ihnen erwartet wird und unterstützten das jüngste Familienmitglied.
Einzige Zugabe am Samstag war “Zabrze (Ich komm aus dir)”. Dann verabschiedeten sich alle und Andrzej zeigte Janusz noch, wie man Küsse in die Menge haucht. Alle auf und vor der Bühne schienen viel Spaß gehabt zu haben, einschließlich uns und unserer Freunde. Und so ging der Abend dann viel zu früh zuende.
Wir verweilten noch kurz in der Halle, bevor uns unsere Freunde zu einem nächtlichen Sightseeing mitnahmen. Am legendären Giessener Imbisswagen trafen wir auch die Feuerwehr aus der Halle wieder. Zum Glück läßt das nächste Familientreffen nicht so lange auf sich warten.
Der Bilder